Same Journey, 3 Generations

In meiner dreiteiligen Videoinstallation, geht es um meine türkische Gastarbeiterfamilie in Deutschland, die ihre jährlichen Besuche in die alte Heimat Boyabat in Sinop gefilmt hat. Zu verschiedenen Zeiten, in den 70ern, 80ern und 90ern, und mit unterschiedlichen Technologien, mit VHS, Mini DVD und dem Iphone aufgenommen, tauchen dieselben Schauplätze immer wieder auf: die Straße, das Dorf, das Haus. Innerhalb der Videoinstallation werden die gleichen Schauplätze miteinander verglichen und die Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede präsentiert.

Mein Hauptaugenmerk liegt darauf, zu verstehen, warum die Generation der Gastarbeiter dieselben Schauplätze wie ihre Enkelkinder aufgenommen hat. Dabei ergeben sich in Anbetracht der Umstände auch ganz andere Problematiken. Die Personen in den 80er und 90er Jahren hatten nur begrenzte Möglichkeiten, Aufnahmen zu machen, sei es durch die begrenzte Speicherkapazität der VHS-Kassetten oder die hohen Kosten. Meine Generation hingegen macht Aufnahmen hauptsächlich für die Veröffentlichung in den sozialen Medien. Dennoch haben wir identische Motive festgehalten. Ein Beispiel dafür ist ein Verkehrsschild, das 80 Kilometer von Sinop entfernt steht. Ich habe 2017 genau die gleiche Aufnahme dieses Schildes gemacht wie mein Vater 1999. Obwohl es damals schon ähnliche Verkehrsschilder gab, entschieden sich beide für genau diese Stelle. Ich fragte mich, was die jeweilige Intention dahinter gewesen ist.

Alles begann, als ich bei einer Wohnungsräumung alte VHS-Kassetten fand. Ich digitalisierte sie und sah mir die Aufnahmen zum ersten Mal an. Beim Anschauen fiel mir auf, dass viele der Aufnahmen Parallelen zu denen aufwiesen, die ich in der Heimatstadt meiner Eltern gefilmt hatte. Ich notierte mir die wiederkehrenden Schauplätze, die in den Videos zu sehen waren, und erstellte Kategorien wie: Dorf, Gartenarbeiten auf dem Feld usw. Parallel dazu befragte ich meine Familienmitglieder, welche Intention sie bei den Aufnahmen hatten. Die Gastarbeitergeneration (mein Großvater) filmte, um das Heimweh zu stillen und um neuen Bekannten in Deutschland ihre Heimat zu zeigen. Die zweite Generation (meine Eltern) hingegen machte Aufnahmen, um den Verwandten in der Türkei den Weg nach Sinop zu zeigen. Mit diesem Wissen entwickelte ich erste Prototypen, um die Aufnahmen in Echtzeit zu vergleichen. Dabei fiel mir auf, dass sogar die Bildausschnitte oft identisch waren. In der Phase der Ideenfindung fragte ich mich, welches Projekt daraus entstehen sollte.

Ich begann damit, mein Material zu kürzen und mich auf das Wesentliche zu beschränken. Bei der Arbeit mit persönlichem Material vergisst man leicht, dass Personen, die mit der Thematik nicht vertraut sind, oft nicht wissen, wie die einzelnen Personen zueinanderstehen. Daher erstellte ich eine Gliederung für mein Video, die eine logische Verknüpfung der wiederkehrenden Personen ermöglicht. Durch Tests kam ich zu dem Entschluss, dass ich, unabhängig von meiner persönlichen Perspektive, einen Generationenvergleich machen möchte. Dem Zuschauer will ich nicht direkt vorgeben, was er denken soll oder wie eine Szene zu interpretieren ist. Stattdessen sollen verschiedene Interpretationsmöglichkeiten angeboten werden, die zum Nachdenken anregen, da Familie ein universelles Thema ist. Ich möchte lediglich Hilfestellungen geben, um das Gesehene besser zu verstehen. So entstand meine Videoinstallation mit einer Liveperformance.

English translation: Same Journey, 3 Generations EN