I Can Feel It In Your Bones

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Der Stuhl als Gebrauchsgegenstand ist selbsterklärend, funktional und wird in hohen Stückzahlen benötigt.
Ein guter, funktionaler Stuhl wird an seinem Sitzkomfort gemessen. Ist die Sitzfläche beheizt, belebt das den Stuhl und steigert das angenehme Sitzen.
In der Massenproduktion sind Materialien erforderlich, die im hohen Maße verfügbar sind.
Knochen ist Massenabfall. Schlachtet man ein Tier, so werden die Knochen zum größten Teil zermahlen und verbrannt. Für den Stuhl wird dieser Massenabfall genutzt. Denn Knochen bilden den Ausgangspunkt für das Material aus dem der Stuhl gestaltet ist.

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Der Stuhl besteht aus einer Sitzeschale, die zu 70% aus Knochenmehl besteht. Knochenmehl, dass – wenn es nicht für den Lebensmittelgebrauch deklariert wurde – nur in der Verbrennungsanlage zum Heizen verwendet wird. Diese Mehl dient als Hauptbestandteil unseres selbst entwickelten Biokunststoffes, der Festigung der Oberfläche und gibt mit gröberen Knochenstücken dem Stuhl auch eine Oberflächenstruktur.
In der Sitzschale integriert befinden sich Heizdrähte, die beim Sitzen ein leichtes bis intensives Gefühl von Wärme vermitteln. Das Gefühl erinnert an diese flüchtige Körperwärme, die meist eine Person hinterlässt, die ihren Platz eben erst verlassen hat.
Das geschliffene Stahlgestell ist ein handelsüblichen Stapelstuhlgestell, welches nochmal den Stuhl als Massenobjekt verdeutlicht.

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Für die Herstellung der Sitzschale wurde ein Drahtgestell gefertigt, welches zu einem als unsere Positivform und zum anderen als eine zusätzliche Armierung fungierte. Dieses wird laminiert mit selbst hergestellten Knochenkunststoffplatten. Der Kunststoff wird aus Knochenmehl, Milch und Essig gewonnen.
Beim Erhitzen verbindet sich das Melamin, welches Hauptsächlich in fetter Milch enthalten durch das Zugeben von Essig mit dem Knochenmehl und wird zu einer Knetähnlichen Masse, die je nach Raumtemperatur innerhalb von 24h aushärtet.

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I Can Feel It In Your Bones ist ein Konzeptstuhl der im Spannungsfeld von rationaler Fertigung und den Umgang mit Tieren nach ihrem Tode liegt. Ist es effizient aus Schlachtnebenprodukten jegliche Form an Produkt zugewinnen, die möglich ist? Am besten noch mit Sitzheizung damit auch jedes Gefühl von Komfort bedient wird? Oder erinnert die Wärme uns zu sehr an das lebendige Tier, welches nicht mehr ist und was wir in vielen Alltagssituationen nicht als Schlachtnebenprodukt sehen wollen, auch wenn wir es täglich konsumieren?

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