Hochschulpreis Digitale Medien 2016

Gratulationen an die Gewinner des Hochschulpreis Digitale Medien 2016:

Jury

Mitglieder waren:

Moderiert von Prof. Dr. Andrea Sick (HfK, Mediengeschichte- und Theorie/Digitale Medien)

Die Jury war insgesamt sehr angetan von dem Niveau der Arbeiten und auch davon wie sie präsentiert wurden.

Laudationes

3. Preis: Irena Kukric und Canny Sutanto: Happy Days or Staging Beckett with 11 Motors

Das 1960 verfasste Theaterstück Happy Days von Samuel Beckett, in dem es in einer stillstehenden rhythmisierten Zeit auch um alltägliche sich stetig wiederholende Handlungen geht, die wie mechanisiert von den Akteuren ausgeführt werden, wird von Irena Kukric und Canny Sutanto ohne menschliche Schauspieler sowie Sprechen nur durch die im Stück auftretenden Dinge auf die Bühne gebracht. Diese sich automatisiert und doch zufällig in einer strengen Choreographie bewegenden Dinge, wie Schirm, Tasse mit Löffel, Wischlappen, Newspaper, Lampe, Zahnbürste und Messer verhalten sich in ihrem 5 Minuten Stück zunehmend absurd und chaotisch.

Die Jury lobte insbesondere, dass die medialen Objekte in ihrer Funktion zum Akteur werden und so die gelungene Aufführung zwischen Theater und Installation changiert. Die VVVV live Programmierungsumgebung sowie der Einsatz der Servo-Motoren und der Arduinoplattform wurde als äußerst präzise bezeichnet.

Die Aufführung wird alle 30 Minuten in Raum 4_08.060 (also im 1. Segment oben etwas versteckt ganz in der Ecke hinter dem Rektorat) zu sehen sein.

2. Preis: Antonio Palacios: Earworm Decimators

Drei skulptural anmutende medizinisch-religiöse Artefakte versprechen akustische Virionen oder auch Ohrwürmer zu eliminieren. Diese Ohrwürmer werden von Antonio Palacios innerhalb des Projektes aus verschiedenen Perspektiven erleb- und diskutierbar. Insbesondere zieht er hier auch die Funktion des Ohrwurms in spekulativen Szenarien als Waffe in Betracht.

Innerhalb der Installation, zu der auch ein inszeniertes Klangerlebnis gehört, werden Ohrwürmer affiziert um sie dann anschließend zu zerstören. Eingängige Liedfragmente sowie der Noisemusik zugehörige Kompositionen korrespondieren brachial und subtil.

Die Jury beeindruckte die Theatralität und Inszenierung des Projektes sowie die Wirkkraft der Artefakte selbst. Das Verhältnis der Formensprache der Artefakte und der erforschten theoretischen Konzeptionen des Ohrwurms wurde als äußerst gelungen bezeichnet. Die Performance von Antonio Palacios im Rahmen seines Projektes wurde als genau, provokant und mutig hervorgehoben.

Das Projekt ist in Raum 2_13.040 zu sehen.

1. Preis: Mariana Basso: The Plastic Bridges

„Plastic Bridges“ erzählt die Geschichte von einer neuen Art von Stromatolithen (biogenen Sedimentgesteinen aus Plastik, Sand und Ton), die im Mittelmeer von einer fiktiven Person namens Lara Eldjarn gefunden und erforscht werden. Diese geologischen Funde verweisen auf eine nahe Zukunft, in der sich diese Gesteine (Bridges) im Meer so vermehren und entwickeln werden, dass sie in der Lage sich zu Erdteilen zu verbinden.
Die hier ausgestellten schichtweise hergestellten spekulativen „Plastic bridges“ bestehen aus Sand, Ton, Bioplastik und Plastikablagerungen. Die Markrobilder der Bridges können deren Auftreten spezifizieren und ihre Evidenz unterstreichen. Ein Blog von Lara Eldjarn kann den Hoax im Social Network als Erzählung vorantreiben.

Die Jury beeindruckte das äußerst durchdachte und überzeugend umgesetzte künstlerische Projekt, welches die Natur sozialer Realitäten in den Fokus nimmt und auf ästhetischer Ebene sehr gut ausgearbeitet ein äußerst interessantes Anliegen entfaltet, welches über Verbindungen von Natur und Kultur spekuliert.

Das Projekt ist in Raum 2_11.080 zu sehen.

Sonderpreis Medieninformatik/Mediengestaltung: Hubert Kloskowski, Valentin Kraft, Lorenz Potthast: Do you Agree?

Thema dieser Rauminstallation ist die Tatsache, dass die meisten Menschen ihre Licence Agreements, die sie stetig akzeptieren, nie oder selten lesen. Und das auch, wenn sie darüber besorgt sind, wie ihre persönlichen Daten genutzt werden. Das Projekt Do you agree führt vor, welche Verbindungen es zwischen diesem blinden Akzeptieren von Licence Agreements und unerwarteten Konsequenzen geben kann.

Die Jury überzeugte das Thema des Anliegens, die räumlich-visuelle Umsetzung und sie lobte, dass die Technik für die Umsetzung der Idee äußerst adäquat eingesetzt wurde.Die Jury sieht für eine zukünftige weitere Ausarbeitung zu dem Thema sehr viel potential.

Das Projekt ist in Raum 3_13.060 zu sehen.