Observing Recursion

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Welches Bild zeichnet sich im Kopf ab, wenn man den Begriff Rekursion wahrnimmt? Viele kennen ihn, ebenso viele tun das nicht. Ich unterstelle, dass es eine recht geringe Anzahl von Assoziationen gibt. Für einige ist es der Bezug zur Mathematik, die sich selbst aufrufende Funktion. Bald schon springt man über zu visuell möglichen Erscheinungen. Ein wachsender sich verzweigender Baum. Auf einer anderen Seite ist es das immer wiederkehrende, sich verkleinerde oder vergrößernde. Letzteres sprang auch mir als erstes in den Sinn. Dieser Ansatz bietet sicherlich einige Möglichkeiten Visuelles zu produzieren. Die Ästhetik der Rekursion, sie wahrnehmbar machen. Etwa dieser Gedanke ist vom Beginn hängengeblieben und hat sich mit dem weiteren Auseinandersetzen vermischt. Hinzugekommen sind im Wesentlichen zwei Feststellungen. Das abgeleite Thema ndet sich direkt im Titel der Arbeit wieder. Es geht um das Beobachten, die Reaktionen auf etwas, das Rekursives in sich birgt. Und es geht um die Erwartungen, die daraus folgen. Aufgefallen ist mir ein vergleichbares Verhältnis. Zum einen zwischen klaren, einordbaren oder primitiven Formen und solchen, die unstrukturiert oder chaotisch wirken. Zum anderen ist es die Gegenüberstellung des Beriffes Rekursion und dessen Verbalisierung, recurrere beziehungsweise zurücklaufen. Dieses Gleichnis ist maßgebend für die visuelle Erscheinung der Arbeit. Ein Würfel ist in seiner Form schnell greifbar, genauso das einleitende Bild mit seinem typograschem Element. Dem gegenüber steht der rekursive Prozess, sichtbar in seinen einzelnen Schritten, der den räumlichen Inhalt des Würfels mit komplexeren Formen füllt. Sie sind schwieriger zu erfassen, haben ihren Urpsrung jedoch in dem vordersten Bild. Damit läuft Hand in Hand die zweite Feststellung, die noch mehr begeistert und meines Erachtens verdeutlicht, nicht was Rekursion ist, aber welche Eindrücke es vermitteln kann. Ein einzelner Schritt. Ein simpler. Er gibt das Regelwerk vor, dass die ganze Rekursion ausmacht. Meistens können wir diesen Schritt nachvollziehen und ihn selber in Gedanken ausführen.
Betrachten wir jedoch den gesamten Prozess der Rekursion, fällt es uns schwer genau zu beschreiben, was dort vor sich geht. Der Schritt von einer Schicht in die nächste innerhalb des würfelförmigen Raumes ist mehr eine iterative Lösung. Aber stammen Iteration und Rekursion nicht aus der gleichen Familie? An dieser Stelle musste ich öfters darüber nachdenken, ob es formal gesehen noch eine rekursive Auseinandersetzung ist. Für die visuelle Erscheinung jedoch macht das kaum einen Unterschied. Und darauf kam es an. Noch vor diesem Aspekt kam die Erweiterung der Arbeit durch das Auftreten mehrer würfelförmiger Räume, in denen sich der Prozess ausbreitet. Wenn wir Rekursion verwenden, dann gibt es meistens eine Bedingung, die sie abschließt. Wenn wir über sie nachdenken oder diskutieren, können wir es uns erlauben, sie in das Unendliche wachsen zu lassen. Ein einzelner Würfel wäre eine räumlich Endbedingung. Daher resultiert die Idee, seine fünf neu entstehende Seiten als neues Eingangsbild für jeweils einen weiteren rekursiven Würfel anzusehen. Dann ist der Würfel selbst nur ein einzelner Schritt der Rekursion. So gesehen gibt es eigentlich kein Eingangsbild im Sinne einer zweidimensionalen Fläche, das sich im Raum ausbreitet, sondern auch eine voluminöse Fläche. Was heisst das für das “Start here.” als Eingangsbedingung? Wie ist dieses Bild entstanden? Ganz einfach. Man stelle sich vor einen Würfel, in dem alle Schichten genau aus diesem Bild bestehen. Eine extrudierte Version dessen sozusagen. Aus der räumlichen Anordnung generiert sich je nach Betrachtungswinkel ein neues Bild. Der Prozess lässt sich ins Undendliche fortführen. Dieser Gedanke scheint mir interessant zu sein. Was würde mit den Überlagerungen passieren? Weiterhin gefällt mir der Aspekt sehr, dass Rekursion nur in der Unendlichkeit seine absolute Ausprägung ndet und deshalb niemals durch Materialitäten dargestellt werden kann. Wenn man die Arbeit beobachtet und sich diesen Gedanken einmal hingibt, kann man es sich jedoch vorstellen. Ist das auch nur bei einer Person der Fall, dann wäre meine Aufgabe als Gestalter erfolgreich. Welche Wahl, welcher Form im Allgemeinen, ist erforderlich, damit man dem Betrachter das Thema vermittlen kann? Die Arbeit wurde mit Plexiglass umgesetzt, der Würfel beleuchtet. Daraus ergibt sich ein Bild, was nicht reizlos wirkt. Es ist für jede Arbeit notwendig sofort Aufmerksamkeit zu eregen aber hier umso mehr, wenn nicht in großen Lettern Rekursion darübersteht. Ich vermute stark, dass wenn man sich nicht mehr als wenige Sekunden zum Beobachten Zeit gibt, der ganze Inhalt der Arbeit verborgen bleibt. Einen Teil versteht man, einen anderen vielleicht nicht. Irgendein Eindruck von Rekursion bleibt jedoch bestimmt hängen.

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